Fiese Höschen-Falle

image

Gibt es ein Unterhosen-Patriarchat oder darf eine Frau auch im verwaschenen Blümchenslip zum Date mit ihrem Angebeteten auftauchen? Und wohin im Winter mit der Angora-Wäsche, wenn es beim Treffen ernst wird?

Das mag so mancher gerade ein bisschen anders sehen, aber die USA sind ein geiles Land. Findet zumindest Johannes: Wo sonst kann man an Thanksgiving dankbar sein für alles, was man hat – nur, um sich einen Tag später bei der Schnäppchenjagd um Spitzen-BHs und Seidenhöschen zu prügeln? So geschehen bei Victoria’s Secret beim diesjährigen Black-Friday-Sale. Da wird nach einer Nacht Schlangestehen das gute Benehmen einfach mal unter den Wühltisch fallen gelassen. Das sei Freiheit, sagt Johannes.

Das ist totaler Schwachsinn, sagt Kathi. Kathi ist Unterwäsche-technisch momentan aber auch ein bisschen zart besaitet. Vergangene Woche erst hat ihr der innig geliebte Angoraschlüpfer das Date versaut. Der hält zwar gut warm, heiße Stimmung kommt mit dem Liebestöter aber nicht auf. Ihre Christkindlmarkt-Romanze fand jedenfalls ein jähes Ende, weil Kathi sich strickt weigerte, ihr flauschiges Geheimnis zu offenbaren. Und wer hat Schuld? Männer. Männer und der Lingerie-Zwang. Als ob Frauen freiwillig jeden Tag zum Luxustanga greifen würden. Unterhosen-Patriarchat nennt Kathi das. Klingt einleuchtend.

Johannes verdreht die Augen. Seine Sympathie-Punkte in unserer Mädelsrunde schwinden merklich. In die Höschen-Falle sind wir schließlich alle schon mal getappt. Das kann der verwaschene und löchrige Blümchenslip sein, der sich als einziger nicht unter einem engen Kleid abzeichnet. Oder der Pokeball-BH, weil kein anderer so schön unter dem schulterfreien Kleid verschwindet. Das geht Männer wirklich nichts an. Mädchensorgen. Unterhosen-Patriarchat. Blödsinn, sagt Johannes. Wer als Mann schon mal bei der Unterwäsche angekommen ist, der achte sowieso nicht mehr auf irgendwelche Motive. Klingt auch schon wieder einleuchtend. Irgendwie. Bevor man sich jedenfalls um Unterwäsche prügelt, sollten Frauen lieber gleich ganz darauf verzichten, schlägt er vor. Das sei dann ja auch wieder irgendwie Freiheit. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Schatzi will nicht mehr

image

Hüftspeck? Kein Problem. Kein Sex? Ein Problem – aber mit Sicherheit nur ein Problemchen im Vergleich zu dem Dilemma von Lukas. Er hat Sex, aber nicht mit dem Mädel, das er liebt.

Vielleicht ist es ein typisch weibliches Phänomen, der Hang zur Problematisierung. Sicher ist: Es gibt Probleme, die gibt es gar nicht. Eva und ich sitzen mit Lukas beim Frühstück am Stachus und suchen nach Beispielen aus dem Alltag. Ich mache den Anfang. Mein Hüftspeck ist ein echtes Problem, finde ich, obwohl mein Freund steif und fest behauptet, dass es den gar nicht gibt. Eva sagt, sie hat ein Problem mit ihrem Sexleben. Eben weil es das nicht gibt. Eva gewinnt. Und Lukas? Der rührt verdächtig konzentriert in seinem Latte Macchiato.

Lukas spricht nicht gern über sein Problem. Es heißt Anna, arbeitet in derselben Bar wie er und dient ihm ab und an als nächtliche Spielgefährtin – ganz ungezwungen, ganz ohne Verpflichtung. So hat Lukas sich das zumindest vorgestellt. Anna hingegen hat seit ihrer dritten Übernachtungsparty dringenden Redebedarf. Was das zwischen ihnen eigentlich sei, will sie wissen. Lukas zuckt mit den Schultern. Ihm war nicht klar, dass das überhaupt etwas sein könnte. Ist aber so. Das sagt zumindest Annas Facebook-Status. Außerdem hat sie seine Telefonnummer unter „Schatzi“ im Handy abgespeichert, mehr Beziehung geht ja gar nicht.

Lukas hat seinen Status nicht geändert. Auch nicht Annas Telefonbucheintrag. Da gibt es ja auch nichts. Trotzdem will Anna ihren nächtlichen Kontakt jetzt, da sie seine Freundin ist, gerne auch tagsüber pflegen. Das passt Lukas nicht so gut. Weil er tagsüber erstens an der Uni und zweitens auch noch schwer verliebt in seine Kommilitonin ist, mit der sich endlich etwas anzubahnen scheint. Die sollte tunlichst nicht herausfinden, dass er in einer Beziehung steckt, selbst wenn es die gar nicht wirklich gibt. Frauen haben so einen Hang zur Problematisierung. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Phantomtore und andere Pleiten

image

Das Lebbe geht weider. Caro liebt Jonas. Aber das klappt nicht – warum? Schwierig zu erklären. Am besten gelingt der Erklärungsversuch mit einem Fußball-Exkurz: das Phantomtor. Das passt nicht zusammen? Doch.

Es tut ein bisschen weh, aber fein: Hätte Caro nicht Philosophie studiert, wir würden uns vermutlich über passende Schuhe für die Übergangszeit und den dicken Hintern der neuen Bedienung in unserer Stammkneipe unterhalten. Die geballte Macht der X-Chromosomen – wäre da nicht das Philosophie-Studium. Und so sitzen Caro, Hannah und ich an unserem üblichen Tisch mit Blick auf die Türkenstraße, lassen das riesige Kellnerinnen-Heck unbeachtet vor sich hinwackeln und sprechen – kein Witz – über Fußball. Stichwort Phantomtor. Das hat Caro letztens auf der Titelseite irgendeiner Zeitung in der U-Bahn gelesen und sich gleich kundig gemacht. Philosophen recherchieren gern. Vor allem, um die Ergebnisse ihrer Nachforschung mit ihren Freunden zu teilen, ob die nun wollen oder nicht. Hannah gähnt. Ich gehe aufs Klo. Fußball interessiert uns nicht die Bohne.

Als ich an unseren Tisch zurückkomme, spannt Caro endlich den Bogen zu interessanteren Themen. Sie erzählt von Jonas, den sie aus dem Fitness-Studio kennt und der eigentlich endlich der Richtige für sie sein sollte. Leider war nun aber schon nach der ersten gemeinsamen Nacht abzusehen, dass daraus keine große Sache werden würde. Denn mit Jonas sei es in etwa genauso gewesen wie mit dem Phantomtor: Keiner wusste so recht, ob er nun drin war oder nicht. Für viele vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber gerade Kleinigkeiten mag Caro eben gar nicht leiden. Theatralisch legt sie sich jetzt die Hand an die Stirn. Sie werde nie wieder jemanden wie Jonas finden, erklärt sie uns.

Auf der Suche nach tröstenden Worten fällt mir dieser Kult-Trainer ein, dessen Fußballverein vor gefühlt hundert Jahren das entscheidende Spiel um die Deutsche Meisterschaft knapp verloren hatte: „Lebbe geht weider“, zitiere ich, stolz über solches Hintergrundwissen. Wie der hieß, fragt Caro jetzt. Ich zucke mit den Schultern. Jedenfalls sieht er aus wie ein alter Wolfgang Petri mit Zigarre. Caro gähnt. Hannah steht auf, um aufs Klo zu gehen. Die Bedienung mit dem dicken Hintern fragt uns, ob wir noch ein Bier wollen. Wir wollen. Was wäre Fußball auch ohne Bier?
Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Ladenhüter und andere Männer

image

Feminismus, Diskriminierung, Aufschrei! – wie es um die Frauen der Schöpfung steht, darüber wurde in letzter Zeit viel diskutiert. Doch Hannah stört sich nun an der Einseitigkeit der Sexismus-Debatte. Sie gründet die “Pro XY”-Bewegung: Gleichberechtigung für Männer.

Hannah kennt sich aus. Hannahs Freund ist Frauenbeauftragter an einer Münchner Universität. Seine Hauptaufgabe: Die Studentinnen dafür sensibilisieren, dass sie diskriminiert werden. Denn jüngsten Umfragen zufolge merken die meisten das gar nicht. Aufschrei. Hannahs Meinung zu Feministinnen lässt sich schwer wiedergeben, ohne Feministinnen zu beleidigen.

Jedenfalls wünscht sich Hannah, der Aufschrei würde weniger auf Twitter als bei bettlichen Verausgabungen vorkommen, für eine gesteigerte Ausgeglichenheit aller Feministinnen weltweit. Oder so ähnlich. Man kann das auch diplomatischer ausdrücken: Hannah stört sich an der Einseitigkeit der Sexismus-Debatte. Deshalb kämpft sie jetzt für die Gleichberechtigung der Männer. „Pro XY“ nennt sie ihre Bewegung. Ich habe Zeit und mache mit.

Unsere heutige „Pro XY“-Aktivität besteht in verständnislosem Kopfschütteln. Es geht um eine Website, die unsere Freundin Judith eines Abends entdeckt hat, als sie gerade gemeinsam mit den Gilmore Girls die zweite Flasche Rotwein entkorken wollte. Es ist ein Online-Shop. Die Ware: Männer. Es gibt „regionale Produkte“, Produktbeschreibungen und sogar einen Warenkorb. Würde man Frauen so verkaufen, der Aufschrei würde vermutlich die Fenster der Theatinerkirche zerspringen lassen.

Mit Männern kann man es aber machen. Ist ja nur Spaß. Aha. Judith hat sich gleich mal ein paar Schnäppchen gegönnt. Die liegen jetzt alle im Warenkorb und warten auf ein Date. Hannah und ich sind entsetzt. Judith zuckt mit den Schultern. Es sei ja nicht wirklich wie Einkaufen, sagt sie. Tatsächlich gibt es die Männer umsonst. Hannah und ich überlegen, ob es nicht sogar noch sexistischer ist, den Herren auch noch jeden Geldwert abzusprechen.

Dass tatsächlich alles seinen Preis hat, stellt Judith dann wenige Tage später selbst fest. Sie ruft mich an, als ich mit Hannah gerade an einer Pro XY Bürgerinitiative zur Einführung einer Männerquote in der “Emma”-Redaktion feile. Sie habe sich mit einem der Produkte getroffen, erzählt sie. Und dass der Abend spannender gewesen wäre, hätte sie gemeinsam mit den Gilmore Girls das Telefonbuch gelesen. Drei Stunden habe ihr Date nur über sein Studium erzählt: Gender Studies. Ironie des Schicksals. Judith hat jedenfalls eine Reklamationsmail an die Website geschickt. Die steckte den guten Herrn in die Ladenhüter-Kategorie. XY-Aufschrei. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Hörprobleme und Bettgeflüster

image

Mara findet, Max brauche einen Hörtest. Max hingegen ist genervt von Maras endlosen Blümchenjeans-Monologen. Wie finden die beiden wieder zueinander?

Wenn man als Kind einer HNO-Ärztin aufwächst, gewöhnt man sich mit der Zeit an gruslige Anrufe: ein Krächzen, rasselnder Husten – dann Stille. Klingt unanständig. Nachdem der erste Schreck verflogen ist, tippe ich auf akute Bronchitis mit temporärer Dysphonie. Erkältung, könnte man auch sagen. Am Telefon zieht sich jemand dem Geräusch nach eine Jumboportion Koks in die Nase. Vielleicht auch nur Rotz.  In solchen Fällen frage ich gar nicht mehr, wer wohl dran ist. Ich gebe einfach die Praxisadresse durch.

Diesmal ist es anders. Max klingt kerngesund, als er mich anruft. Trotzdem will er zu meiner Mama. Seine Freundin Mara sagt, er brauche einen Hörtest. Dabei hört Max besser als eine Fledermaus mit Cochlea-Implantat. Es sei denn, Mara erzählt mal wieder stundenlang von Blümchenjeans oder davon, dass er an der Reihe sei, den Müll runterzubringen. Den Hörtest besteht er mit Bravour, von Mara hört er trotzdem nichts. Sie redet nicht mehr mit ihm.

Nichts zu hören, das wäre für Patrick genau das Richtige. Seit vier Tagen hat er nicht mehr geschlafen. Sein Mitbewohner aus China hat Besuch von seiner Freundin – und sagen wir es so: Nach achteinhalb Monaten Fernbeziehung haben die beiden viel Nachholbedarf. Aber nicht genug damit, dass die lautstarke Wiedersehensfreude Patrick den Schlaf raubt; jede Nacht ist er nun auch damit beschäftigt, die Nachbarin davon zu überzeugen, dass ein Polizeieinsatz wegen Verdachts auf massive Tierquälerei wirklich nicht nötig sei. Auch wenn er sich bei den Geräuschen nebenan nicht sicher sein kann. Hamster-Sex nennt er das.

Und Mara? Die spricht inzwischen wieder mit ihrem Freund. Zumal sie einen Weg gefunden hat, Max bereitwillig die Ohren spitzen zu lassen. Tatsächlich gibt es einen Ort, an dem er rein gar nichts gegen eine gepflegte Konversation einzuwenden hat. Haarscharf lauscht er Maras unanständigen Ausführungen im Bett. Und wenn sie danach doch wieder mit Blümchenjeans anfängt, lauscht er eben an der Matratze.
Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Klumpfuß in High-Heels

image

Als Anna Thomas kennenlernt, scheint erst einmal alles perfekt zu sein. Er ist nett, sieht gut aus und das Beste: er verkauft Schuhe und bekommt daher Prozente im Einkauf. Dadurch ist er aber nicht nur Annas Schwarm, sondern der von ungefähr einer halben Million Münchnerinnen.

Wer glaubt, ein Klumpfuß sei zu gar nichts gut, der sollte sich mal mit Thomas Goletz unterhalten. Der hat vor rund 25 Jahren einer Maus einen eben solchen verpasst und verdient sich seither mit Diddl und Konsorten eine goldene Nase. Zugegeben, ein bisschen zynisch bin ich da schon, aber was erwartet man von einem Mädchen, das seine Diddl-Blockblatt-Sammlung noch in der Grundschule für fünfzig Mark an eine vor lauter Fanfieber offensichtlich durchgeknallte Klassenkameradin vertickt hat? Ich bin dann eben doch eher geschäftstüchtig veranlagt, wie der Herr Goletz.

 Was das bitte mit ihrem Problem zu tun hat, fragt Anna genervt. Ihr Problem heißt Thomas und ist irgendwas zwischen noch nicht und schon wieder nicht mehr ihr Freund. Kennengelernt hat sie ihn bei einer ihrer Shopping-Touren. Thomas verkauft Schuhe in Pasing. Anna liebt Schuhe. Thomas bekommt Prozente, deshalb liebt Anna jetzt auch Thomas. Genauso wie gefühlt eine halbe Million anderer Münchnerinnen. Die übrigen sind entweder schon auf Gesundheitssandalen umgestiegen oder noch im Diddl-Alter. Diejenigen, die auch nur im Entferntesten als Freundin in Frage kommen, scharen sich um Thomas und seine Schuhkartons. Sie bringen ihm Essen, sie fegen seinen Laden – letzte Woche hat Anna seine Hemden gebügelt. Alles für ein paar Prozente und die Hoffnung, dass sie eine eigene Rabattkarte bekommt, wenn sie erst einmal liiert sind.

Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären, was Klumpfußmäuse mit ihrem Problem zu tun haben: Es ist wie mit den Blockblättern. Vor lauter Fankult um High Heels und Co bemerkt Anna gar nicht, welchen Preis sie für die günstigen Treter bezahlt. Thomas hingegen lacht sich ins Fäustchen und lässt sich derweil vermutlich von einer anderen Schuhfanatikerin schon die Regale abstauben. So spart er sich die Putzfrau und erreicht nebenbei auch noch Kundenbindung. Geschäftstüchtig eben, wie die Frau Wasmer. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.


Voll auf die Waschnüsse

image

Magnolien und Alpenfrische? Für Thomas der perfekte Geruch – ein Waschmittel ganz nach seinem Geschmack. Nur leider ist Janina gerade auf dem Ökotrip und nimmt nur noch Waschmittel ohne Duftstoffe her. Ihre neue Duftnote: Straßenköter nach der letzten Monsunperiode.

Janina war nicht immer so. Im Gegenteil. Wenn Janina früher ihre Waschmaschine aufgemacht hat, roch die ganze Wohnung, ja, manche behaupten sogar der ganze Münchner Süden, nach Magnolien und Alpenfrische. Thomas rümpft die Nase. Das Einzige, was bei Janina vielleicht noch nach Alpenfrische riecht, sei der Föhnwind, sagt er. Der macht ihm aber zuverlässig Kopfschmerzen, genauso wie Janinas Sinneswandel: Irgendein blöder Hippie in der Fußgängerzone hat ihr ein schlechtes Gewissen wegen der Ökobilanz ihres Waschmittels eingeredet. Seitdem fährt sie die Waschnuss-Schiene: keine Duftstoffe, keine Chemie – alles rein pflanzlich. Konsequentes Umweltbewusstsein nennt sie das und vergisst dabei, dass die Dinger extra aus Indien eingeflogen werden. Thomas nennt es ein Attentat auf seinen Gewürzprüfer. Denn was Janina gar nicht zu bemerken scheint: Anstelle von Magnolien und Alpenfrische verbreitet ihre Wäsche inzwischen eher den Geruch eines Straßenköters nach der letzten Monsunperiode. Das passt wenigstens wieder zu Indien.

Nun ist es so, dass sich Thomas für einen Mann fast schon befremdlich gern mit guten Düften umgibt. Seine Parfümsammlung ist mehr wert als alle Schuhe seiner Freundin zusammen. Da kann einem der Hang zur Öko-Wäsche schnell mal auf die Nüsse gehen. Bei Janina stößt das aber auf wenig Verständnis: Was macht schon so ein bisschen Muff, wenn man damit der Natur etwas Gutes tut? Zwei Wochen später sind sie getrennt: unüberbrückbare Differenzen.

Thomas rümpft die Nase. Er sitzt im Biergarten und lässt sich von seinem besten Freund trösten. Ganz natürlich, mit Bier vom Holzfass. Seit vier Litern wird er jetzt schon aufgeheitert und ist immer noch traurig. Wenigstens riecht er nicht wie ein indischer Monsunköter. Eher nach Brauereigaul. Und wie er da sitzt, die Nase im Maßkrug und das Herz in tausend kleinen Stücken, da weht auf einmal ein Hauch Magnolien zu ihm herüber. Vielleicht sogar ein bisschen Alpenfrische. Thomas schaut auf und entdeckt zwei Bänke weiter eine hübsche Duftkerze. „Du riechst so gut“, lallt er sie an. Sie wirft ihm einen genervten Blick zu. „Du nicht“, sagt sie dann. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Geschenkt und getrennt

image

Sebastian trifft mit seinen Geschenken nie den Geschmack seiner Freundinnen. Das ein passendes Geschenk aber gar nicht mal so einfach ist, müssen schließlich auch andere feststellen.

Frauen, sagt Sebastian und setzt eine kurze Pause. Frauen sind wie Geschenke. Wir seufzen. Wenn man als Mann allein mit drei Mädchen ins Westbad fährt, kann es nie schaden, ein wenig charmant zu sein. „Manchmal ist die Verpackung das Schönste an ihnen“, legt er nach. In unserer Runde bricht spontan eine Eiszeit aus. Anne durchbohrt ihn mit bösen Blicken, Martina zieht unauffällig ihr Handtuch über ihre nackten Beine. Sebastian fängt von Wonderbras und Spandex an und redet sich um Kopf und Kragen. Sebastian ist übrigens Single.

Dabei ist Sebastian im Grunde gar kein schlechter Fang. Er hat auch nichts gegen Frauen, selbst wenn sie manchmal mogeln. Sebastian hat etwas gegen Geschenke. Das Problem ist, dass Sebastians Beziehungen ungefähr die Halbwertszeit von Frischmilch haben. Mit einem eindeutigen Verfallsdatum. Denn immer, wenn der Geburtstag seiner jeweiligen Freundin naht, kann man schon mal Bier kalt stellen und das Telefon bereithalten. Spätestens zwei Tage später ruft er an. „Weiber“, sagt er dann und klingt dabei so sauer wie die zwei Monate überfällige Milch in seinem Kühlschrank. Woher sollte er auch wissen, dass sich seine Angebetete über einen Handstaubsauger nicht mindestens genauso freuen würde wie er? Wo sie sich doch immer über die Krümel auf seiner Küchenanrichte beschwert. Also wirklich. Weiber.

Anne verdreht die Augen. Dabei sei es so einfach, Frauen schöne Geschenke zu machen, sagt sie. Anne hat ganz andere Sorgen. Ihr Freund hat kommende Woche Geburtstag und sie hat immer noch keine Ahnung, was sie ihm kaufen soll. Bier, sagt Sebastian. Einen Nasenhaarrasierer, sage ich. Es gibt Frauen, sagt Sebastian in meine Richtung, die würde man nicht mal geschenkt nehmen. Ich schmolle. Am Ende beschließt Anna, etwas zu basteln. Irgendwas mit Herzchen und Blumen. In Gedanken stelle ich schon mal das Bier kalt und halte das Telefon bereit. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Müder Nachspann

image

Dennis liebt Filme, Isabel auch. Eigentlich passen die beiden ja ganz gut zusammen, wenn da nicht ein Problem wäre…

Wenn der Winter erst einmal ein paar Monate zurückliegt, kann man endlich anfangen, sich über den Sommer aufzuregen: Viel zu heiß. Dennis seufzt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Wir sitzen im Open-Air-Kino im Westpark, selbst jetzt am Abend liegt die Temperatur noch bei knapp 30 Grad. Ich versuche verzweifelt, mein Eis zu essen, bevor es mir in den Hemdsärmel läuft und denke an den Keller bei meinen Eltern. Da steht eine Leinwand, zum Filmgucken. Und ein Thermometer, das noch nie Temperaturen oberhalb der 23 angezeigt hat. Aber Dennis wollte raus. Kino und DVD, das sei einfach nicht dasselbe, sagt er. Dennis liebt Filme.

Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis Dennis sich eine Freundin suchte, die ebenso filmbegeistert ist wie er. Gefunden hat er Isabel. Die beiden begegneten sich auf einem ihrer Streifzüge durch Münchens Kinosäle und beschlossen schon nach der Programmvorschau, in Zukunft gemeinsame Sache zu machen. Das war vor drei Monaten. Dass ich heute allerdings neben Dennis sitze und nicht Isabel, ist kein gutes Zeichen. Die anfängliche Liebeskomödie scheint sich zu einem Drama zu entwickeln. Dennis ist untröstlich.

Dabei passt Isabel perfekt zu ihm. Fast täglich gehen die beiden ins Kino, diskutieren im Anschluss stundenlang über Regie, Schauspieler und Schnitt – „Ja, aber danach…“, sagt Dennis und seufzt. Was er damit meint, ist der Sex. Der habe mit Action und Spannung ungefähr so viel zu tun wie Filme von Nicholas Sparks. Woran das liegt, frage ich. Dennis druckst herum. Er weiß, Isabel liebt Filme mindestens genauso sehr wie er. Aber manchmal, sagt er und wird ein bisschen verlegen, manchmal wünscht er sich, sie hätte ein zumindest vergleichbares Interesse an – er seufzt schon wieder. „An anderen Filmen“, sagt er dann leise. „Pornos“, sage ich laut. Dennis nickt pikiert. Isabel kenne keinen einzigen. Und das merkt man, sagt er.

Sein Stirnschweiß läuft ihm inzwischen schon in die Augen. Vielleicht ist er aber auch nur traurig, weil Isabel so rein gar nichts weiß über guten Sex. Wie gesagt: Dennis ist untröstlich. Allerdings: Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Und das müsste ihm bei den Temperaturen ja eigentlich recht sein. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.

Weder Rammler noch Erpel

image

Ente oder Häschen? Das berühmte Kippbild von William James zeigt je nach Blickwinkel eines dieser beiden Tiere. Doch bei Markus scheint dieses Bild auf der Kante zu stehen: Seit gut einer Woche ist er nach Theresa weder Rammler noch Erpel mehr..

Manchmal gibt es das, dass Werke berühmter sind als ihre Erfinder. Das weiß jeder, der Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ nur aus der Pizzawerbung kennt. Oder der Psychologe William James. Er selbst ist nur in Fachkreisen bekannt – sein Kippbild mit der Hasenente hat es immerhin bis in eine amerikanische Fernsehsendung geschafft. Dabei sieht man entweder eine Ente oder aber ein Häschen, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die Abbildung betrachtet. Weniger animalisch lässt sich das Ganze auch mit einem Gitterwürfel nachstellen. Oder mit Markus, sagt Theresa, als ich sie zum Frühstücken im Westend treffe.

Markus ist Theresas Freund. Also Kumpel, setzt sie hinzu. Sehr guter Kumpel. Einer mit Anfassen, sage ich. Theresa nippt an ihrem Kaffee. Eigentlich nicht, sagt sie. Seit einer guten Woche aber eben irgendwie doch, gibt sie dann zu. Da hat Markus ihr in einem Anfall von Gin und Tonic erklärt, er hätte kein Problem damit, ihre Freundschaft bei Gelegenheit mal ein wenig zu „vertiefen“. Theresa schluckte und bestellte schnell eine neue Runde. Die Möglichkeit, mit Markus mehr zu teilen als die gemeinsame Vorliebe für guten Wacholderschnaps hatte sie bis dahin noch nicht einmal in Betracht gezogen. Mit einem unbeholfenen „Danke“ gab sie ihm einen Korb.

Trotzdem, seit diesem Abend verbringen die beiden jede Nacht miteinander. Jede verdammte Nacht, beteuert Theresa und gähnt ausgiebig in ihre Kaffeetasse. Es ist so: Theresa träumt. Von Markus. Von Dingen, die sie niemals mit Markus machen möchte, ganz egal, wie viel Gin und Tonic er ihr dafür ausgeben würde. Das Traurige daran ist, dass Markus gar nichts weiß von seinem nächtlichen Glück. Denn was Theresa ihrem Kumpel früher ohne Aufhebens erzählt hätte, ist ihr jetzt so unangenehm, dass sie ihm nicht mal mehr in die Augen sehen möchte. Irgendjemand hat das Bild gekippt und nun steht es auf der Kante. Markus ist weder Rammler noch Erpel. Dafür aber, möchte man Theresas Träumen Glauben schenken, höchst animalisch. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
image
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.